

Tausende Beschäftigte bei Ford in Köln im Streik
Beim US-Autobauer Ford in Köln sind am Mittwoch tausende Beschäftigte dem Streikaufruf der Gewerkschaft IG Metall gefolgt. In den Werken "passiert nichts mehr", sagte der IG-Metall-Ansprechpartner der Ford-Werke in den Stadtteilen Niehl und Merkenich, David Lüdtke, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Es ist der erste Streik dieser Art in der fast 100-jährigen Geschichte des Ford-Standorts Köln.
Ford will im Zuge seines Sparkurses in Deutschland tausende Stellen streichen. Der angeschlagene US-Autobauer hatte den Jobabbau im vergangenen Jahr angekündigt. Bis Ende 2027 sollen in Europa 4000 Jobs abgebaut werden, darunter 2900 in Deutschland. Vor allem die aktuell bestreikten Werke in Köln sind betroffen.
Alle Tore sind seit den frühen Morgenstunden "mit Streikposten besetzt", sagte Lüdtke. 11.500 Beschäftigte arbeiten in Köln in den Bereichen Produktion, Entwicklung und Ersatzteile. Nur vereinzelt versuchten Mitarbeitende trotz des Streiks zur Arbeit zu gelangen. Seine Kollegen und er versuchten dann, diese Beschäftigten zu überzeugen.
An einem Nottor haben zudem einige Mitarbeitende weiterhin Zutritt zum Gelände. Darüber haben Beschäftigte Zugang, die laut Lüdtke Anlagen betreiben, die sonst kaputt gehen würden. Es handele sich jedoch um "eine nichtmal dreistellige Zahl" von Menschen, die derzeit arbeiteten.
Bereits die Urabstimmung über den Ausstand hatte eine hohe Beteiligung nahegelegt. 93,5 Prozent stimmten dafür, die Beteiligung lag bei 95,7 Prozent. Es ist das erste Mal, dass an dem Standort in Köln nach einer Urabstimmung gestreikt wird. Zuvor hatte es lediglich Warnstreiks gegeben, bei denen es - anders als jetzt - jedoch kein Streikgeld für die Mitarbeitenden gab.
Im März dieses Jahres kündigte die amerikanische Muttergesellschaft von Ford zusätzlich zum Stellenabbau eine seit 2006 geltende Patronatserklärung auf. Diese sicherte ab, dass der US-Konzern für Schulden der Tochtergesellschaft aufkommt.
Durch die Kündigung habe Ford die Möglichkeit geschaffen, in den nächsten Jahren eine Insolvenz auszuführen, sagte Benjamin Gruschka, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Ford-Werke, der Düsseldorfer "Wirtschaftswoche". Auch eine "kurzfristige Insolvenz" ist demnach zu befürchten.
Die Chefin der Linken, Ines Schwerdtner, sprach am Mittwoch von einem "Schlag ins Gesicht der Beschäftigten". Ford stecke in der Krise, weil das Management die Transformation verschlafen habe. "Statt rechtzeitig auf Elektromobilität und zukunftsfähige Produktion zu setzen, wurde gezögert und ausgesessen", kritisierte Schwerdtner.
Zwischen Gewerkschaft und dem Unternehmen laufen derweil weiter Gespräche. Am Dienstag habe sich die Arbeitgeberseite gemeldet, sie wolle die IG Metall über "neue Lösungsvorschläge" informieren, erklärte die Gewerkschaft. "Wir werden uns diese Vorschläge anhören und abwägen, ob die Verhandlungen damit womöglich noch diese Woche fortgeführt werden können", erklärte Kerstin Klein, erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen.
Der Streik in den Werken Niehl und Merkenich soll am frühen Donnerstagmorgen beendet sein.
L.Martinez--PI